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Predigten vor 2020


Zum Jugendgottesdienst am 10. Nov. 2019 in St. Ulrich:

Wie stelle ich mir das Leben nach dem Tod vor?



Statements Jugendlicher dazu:                     Predigt (s.u.)

 

  • Nach dem Tod lebt mein Geist/ meine Seele in einer Art Kristallkugel weiter. Von dort aus kann er nachdenken, Kontakt mit anderen Personen/ Seelen aufnehmen, oder, wenn er diesen Zustand verlassen möchte, mit genügend Willenskraft die Kugel sprengen und nicht mehr existieren.

  • Ewig im Nichts rumzuwandeln fände ich schrecklich. Das will ich mir gar nicht vorstellen!

  • Ich finde Auferstehung findet immer dann statt, wenn sich jemand an die verstorbene Person erinnert. Sie oder er wird leben, solange sich jemand an sie oder ihn erinnert.

  • Bestimmt unterscheidet sich das Leben nach dem Tod von dem Leben auf der Erde. Ich denke, dass unsere Seele aufsteigt und dort weiterlebt.

  • Meiner Meinung nach lebt unsere Seele so lange weiter, bis wir zur Ruhe gekommen sind. Die Zeit dazwischen hilft uns, das Leben und die Menschen auf der Erde zufrieden zurückzulassen und so unseren Frieden zu finden. 

  • Für mich ist das Leben nach dem Tod ein Geheimnis. Jedoch kostet es mich Kraft, dies auch so anzunehmen.

  • Sind wir überhaupt in der Lage, das Leben nach dem Tod begrifflich festzulegen? Ich denke, man kann dies nicht in Worte fassen.

  • Wenn wir sterben, nehmen wir unsere gesamte Lebenswirklichkeit mit: Unsere Erinnerungen und alle Menschen, die uns wichtig waren und die wir kannten.

  • Das Leben nach dem Tod scheint unvereinbar mit der Rationalität. Ich glaube, wir sterben und leben in keiner Weise weiter.

  • Ich habe Angst vor der Ungewissheit, nicht zu wissen was nach meinem Tod kommt. Deswegen glaube ich daran in irgendeiner Form nach meinem körperlichen Ableben weiter zu existieren, oder wiedergeborene zu werden.


 
Predigt Pastoralreferentin Christina Hoesch


Vielleicht findet sich der eine oder die andere in diesen Vorstellungen wieder. Bestimmt gibt es noch ganz viele persönliche Bilder, Assoziationen, Fragen, Antworten …


Die Lesung (2 Makk 7,1–2.7a.9–14) und das Evangelium (Lukas 20,27-38) des heutigen Sonntags haben alle, die mit vorbereitet haben, herausgefordert. Es ist kein leichtes Thema. Wir beschäftigen uns nicht gerne mit dem Tod. Und danach? Was wissen wir schon davon? Was können wir überhaupt davon wissen?

Aber etwas können wir tun: Wir können uns auf Spurensuche begeben. In der Heiligen Schrift. In der Tradition. In der Theologie. Und wir können mit ein paar Begriffen Linien skizzieren, mit denen wir uns unserer Hoffnung und unserem Glauben annähern:

Einen wichtigen Hinweis bietet uns die Lesung, die wir heute gehört haben. Sieben Brüder erleiden nacheinander schreckliche Folter, weil sie dem Ansinnen des Besatzers Antiochus nicht nachkamen. Dieser hatte in Jerusalem die Verehrung Jahwes verboten. Er versuchte, die Brüder dazu zu bewegen, gegen die Gesetze ihres Glaubens zu handeln. Doch das gelang ihm nicht. Sie waren eher dazu bereit, Qualen zu leiden und zu sterben als ihren Glauben zu verraten. Es ist einer der ersten Texte im Alten Testament, in denen der Glaube an ein neues, von Gott geschenktes Leben so ausdrücklich formuliert wird: Denn es kann doch nicht sein, dass die, die so für ihren Gott und ihren Glauben einstehen, Opfer bleiben. Gott muss und wird doch für Gerechtigkeit sorgen!

Zur Gerechtigkeit gehört auch die Rede vom Jüngsten Gericht. Und in gewisser Weise auch von Himmel, Hölle und Fegefeuer.

Erstaunlicherweise führt uns gerade der Begriff Hölle zu einer weiteren Annäherung, nämlich zum Begriff Freiheit. Die Hölle ist gewissermaßen die Chiffre für die Freiheit des Menschen. Gottes Liebe zwingt niemanden zur Gegenliebe. Wir Menschen sind frei in unserer Wahl, ob wir Gottes Liebe und Heil annehmen oder nicht. Darum glauben wir Christen an die Hölle. Und die drastischen und existentiellen Begriffe und Bilder, die die Hölle beschreiben, zeigen: Das es keine harmlose Entscheidung! Der große Theologe Karl Rahner hat mal sinngemäß formuliert: Es gibt zwar die Hölle als „reale Möglichkeit“, aber sie könnte „am Ende leer“ sein.

Auf einen anderen Aspekt der Freiheit weist uns Jesus im Evangelium hin. Als die Sadduzäer, Anhänger einer jüdische Gruppe, die selbst nicht an die Auferstehung glauben und mit ihrer konstruierten Situation diesen Glauben wohl eher lächerlich machen wollen, ihn fragen, welchem der sieben Brüder die Frau denn nun gehört (nach damaligem jüdischen Recht war die Frau tatsächlich „Besitz“ des Mannes), korrigiert Jesus zum einen die Annahme, das Leben der Auferstehung sei mehr oder weniger eine Weiterführung dessen, was wir kennen. Und er stellt klar: es wird kein Besitzen, keine Hierarchien mehr geben. Alle werden Kinder Gottes sein.
Es geht also auch um die Frage nach Beziehungen. Der Glaube an Auferstehung, ewiges Leben ist nach christlichem Verständnis ohne Beziehungen nicht denkbar! Nur aus der Beziehung zu Gott, aus seiner Liebe heraus ist überhaupt neues Leben möglich. Und in jedem Glaubensbekenntnis formulieren wir unseren Glauben an die „Gemeinschaft der Heiligen“, die zugleich die Gemeinschaft zwischen Lebenden und Toten anklingen lässt. Wir beten für unsere verstorbenen Angehörigen und Freundinnen und Freude. Und wir bitten die Heiligen um ihre Fürsprache. Wir sind und bleiben im Gebet verbunden.

Und was den jüdisch-christlichen Glauben an ein Leben nach dem Tod wohl am stärksten charakterisiert und uns in unserem Denken und unseren Erfahrungen am meisten herausfordert, ist der Glaube an die leibliche Auferstehung. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Heilige Schrift den Menschen vom hebräischen Denken her ganzheitlich sieht. Die Aufspaltung des Menschen in Körper und Seele und gegebenenfalls noch Geist ist ein späteres Erbe griechisch-philosophischer Einflüsse. Während in der griechischen Philosophie der Körper als Gefängnis der Seele bezeichnet und die Materie gegenüber dem Geist klar abgewertet wird, kommt im Glauben an die leibliche Auferstehung die große Wertschätzung des ganzen Menschen mit allem, was uns eben ausmacht, zum Ausdruck.

Und wenn Jesus in seinen Gleichnissen mit Worten Bilder vom Reich Gottes malt und es z.B. mit einem Hochzeitsmahl vergleicht, dann klingt da etwas an von der Fülle und der Freude an, die das Leben in Gottes Gegenwart bestimmen wird.
Und wir hoffen auf Erlösung, so wie es in der Offenbarung des Johannes heißt: „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.“ (Offb 21,3f)


Liebe Schwestern und Brüder!
Soweit ein kleiner Versuch der Annäherung an das, was wir im Hinblick auf das „Danach“ glauben und hoffen dürfen.


Wir freuen uns, wenn Sie, wenn Ihr heute die Gelegenheit ergreift, und dieses Bild hier vorne noch ergänzt. Mit all dem, was Ihnen und Euch noch einfällt an Fragen, Anmerkungen, Ergänzungen, Vorstellungen – vielleicht auch Bitten und Gebeten.

Dafür liegen Zettel und Stifte bereit. Vielleicht ist nach der Kommunion Zeit, für eine kurze persönliche Beschäftigung oder auch am Ende des Gottesdienstes. Hinten in der Kirche steht ein Kasten, in dem wir alle Zettel sammeln, um nach dem Gottesdienst dieses Puzzle noch zu ergänzen. Dann wird es ein Glaubenszeugnis aller, die heute mitgefeiert haben. Ein Bild davon möchten wir dann auch im nächsten Pfarrbrief veröffentlichen.


Hier zum Puzzle-Bild mit den Ergänzungen

 

Statement Jugendlicher und Predigt Pastoralreferentin
Jugendgottesdienst am 10. Nov. 2019 in St. Ulrich)

Lesung 2 Makk 7,1–2.7a.9–14; Evangelium: Lukas 20,27-38

 


 

Predigt Pfarrer Friedhelm Peters zum Ökumenischen Festgottesdienst
beim SV Riedmoos zun 60-jährigem Jubiläum, am 28.Juli 19 um 10 Uhr im Festzelt

 

Mensch, lauf!

 

Erste Lesung 1. Korinther 9, 24-27

 

Wisst ihr nicht, dass die Läufer im Stadion zwar alle laufen, aber dass nur einer den Siegespreis gewinnt? Lauft so, dass ihr ihn gewinnt! Jeder Wettkämpfer lebt aber völlig enthaltsam; jene tun dies, um einen vergänglichen, wir aber, um einen unvergänglichen Siegeskranz zu gewinnen. Darum laufe ich wie einer, der nicht ziellos läuft, und kämpfe mit der Faust wie einer, der nicht in die Luft schlägt; vielmehr züchtige und unterwerfe ich meinen Leib, damit ich nicht anderen verkünde und selbst verworfen werde.

 

 

Evangelium Matthäus 9, 9-13

 

Als Jesus weiterging, sah er einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach. Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

 

 

Liebe Festgemeinde!

 

1.1 Schneller! Lauf doch endlich! Mann, wo hast du deine Beine! Los! Lauf! Haben Sie die Worte schon einmal gehört? Natürlich nicht – oder doch? Haben Sie sie vielleicht schon selbst einmal gebrüllt? Natürlich ohne weitere Komplimente wie: Lahmer Gaul, Esel, sturer Bock.

1.2 Wissen Sie eigentlich warum so etwas über unsere Lippen kommt? Fußballspielen ist sooo schön. Es macht so viel Freude. Selbst spielen ist toll. Zuschauen elektrisiert. Das macht gesund. Wir erleben uns als Teil eines Vereines. Wir gehören zusammen, siegen zusammen, verlieren zusammen..lachen, weinen. Wir pflegen im Sport die größte Nebensächlichkeit der Welt, so sagen kluge Leute. Wir haben Grund zum Feiern. Heute 60 Jahre.

1.3 Wenn das alles so ist, dann lohnt sich der Einsatz: Mensch lauf! Wem das im Herzen ist, dem kommt es über die Lippen.

 

2.1 Mensch, lauf! Das habe ich mir gesagt, sagte vor beinahe 2000 Jahren der Apostel Paulus, in unserem Bibeltext. Seine Gemeindeglieder in Korinth hatten ihn gefragt: Warum zeigst und erwartest du eigentlich so viel Einsatz? Und den noch ohne besonderes Geld. Ehrenamtlich. Warum?

2.2 Und Paulus erwidert: Ihr kennt doch die Olympiade. Die isthmischen Spiele sind doch vor Eurer Haustür, nahe bei Korinth. Geht da einer beim Langlauf spazieren? Wird die Laufbahn von 177 oder 192 Meter, das war damals die Kurzstrecke, im Rückwärtsgang genommen? Nein! Der Erste siegt. Los, harry up! Der Siegespreis galt dem Schnellsten. Und der Siegespreis war für die zugelassenen Sklaven ihre Freiheit. Ein neues Leben. Wer siegte gewann die Freiheit für sich. Sieg war wirklich neues Leben. Das ließ sich jeder alles kosten. Denn man konnte alles gewinnen, was es auf dieser Welt gibt: Sieg und Ende der Knechtschaft.

2.3 Und was wir alle beim Sport kennen und bewundern: Einsatz zeigen, alles geben, gewinnen: Mensch lauf! – das sollte in unserem Glauben an Gott nicht gelten? So fragte Paulus. Hat Jesus nicht einen noch viel größeren Siegespreis der Ewigkeit für uns bereit? Gibt es nicht bei IHM eine Freiheit, Kind Gottes zu sein, die ohne Gleichen ist?

 

3.1 Warum bemüht Paulus den Einsatz im Sport als Vergleich für den Einsatz im Glauben?

3.2 Ich denke, er sieht vor seinem inneren Auge ein weiteres Jubliäumsfest, ein unsichtbares Sportfest des Glaubens. Und das schockiert ihn. Die einen sitzen herum und trinken Kaffee. Andere gehen auf der Laufbahn spazieren. Einige spielen sogar Fußball. Doch sie machen sich den Spaß, immer am Ball vorbei zu treten. Andere zeigen nur stolz ihre Wäsche.

3.3 O Je. Wie sieht es um den Einsatz im Glaubensleben aus? Wer rechnet mit Gott? Wer betet vor und nach dem Kampf? Wer bekreuzigt sich als Zeichen, dass er Christ ist? Wer tut was Jesus möchte? Wer will den Siegespreis Seiner Erlösung? Wer weiß überhaupt, dass er im Glaubens Wettkampf lebt? Wer lebt für IHN, für Jesus?

 

4.1 Das Evangelium macht deutlich: Überall kann der Weg der Nachfolge beginnen. Sport findet nicht nur auf dem Rasen statt, sondern auch wenn man die Treppe hochgeht. Glauben beginnt im Evangelium unseres Tages bei einem, der für Finanzen zuständig war. Matthäus lebte in und vom Zollgeschäft. Sehr aktuell in unserer Zeit.

4.2 Und Jesus sagt zu Matthäus: Folge mir nach. Mensch lauf – im Glauben. Und er tat es. Ab sofort fragt er Jesus: Herr, was soll ich tun? – Folge MIR, sagte Jesus. Sieh auf Mich. Geh mit Mir. Höre auf Mich. Lass Mich der Erste sein. Lauf. Dann wirst Du von Mir den Siegespreis erhalten: Du bist Mein. Du bist auch ein Kind Gottes. Ich schenke Dir Meine Stellung vor Gott. In Zeit und Ewigkeit ist dein Weg zu Gott frei.

4.3 Mensch Lauf - aus deiner und in Gottes Kraft. Lauf – freue dich über deinen und Gottes Sieg über alles Böse. Lauf – du bist geliebt. Lauf – du kannst wieder aufstehen wo du gestürzt bist. Lauf – das Ziel deines Lebens ist die Ewigkeit und nicht die Rente. Lauf – selbst wenn die Kräfte schwinden, im Herzen bleibst du stark. Denn Gott ist mit dir. 4.4 Das ist der Wettlauf des Glaubens.

 

5.1 Heute feiern wir, dass über 60 Jahre Menschen in ihrer Mitte im Sport und Einsatz Erfüllung fanden. Und das ist gut. Und wir sehen, dass wir in Gottes Wort auf noch Größeres hingewiesen werden, für das der Sport ein Zeichen wird: Zeig Einsatz im Glauben. Dann gewinnst du nicht nur Leben, sondern obendrein dazu ewiges Leben. Mensch, lauf!

 

Amen.

 

 

Ökumenischer Festgottesdienst mit Pfarrer Johannes Streitberger und
Pfarrer Friedhelm Peters (Predigt, s.o.)Kontakt: friedhelmh.peters@gmx.de

 


 

 

Predigt Pastoralreferentin Christina Hoesch
am So.  7. Okt. 2018, dem Erntedankfest 
in St. Ulrich, Unterschleißheim

 

 

Liebe Schwestern und Brüder!

Heute, zum Erntedankfest, erzählt Jesus uns ein Gleichnis. An dem Tag, an dem wir für die reichen Gaben des Jahres danken – für all das, was auf den Feldern und in den Gärten gewachsen, aber auch für all das, was uns im Laufe des Jahres zugewachsen ist, erteilt uns Jesus eine wichtige Lektion. Und das Thema ist klar: Es geht um Habgier. „Gebt acht, hütet euch vor jeder Form von Habgier.“ Und: Es geht um nichts weniger als den Sinn des Lebens. Jesus sagt aber nur, worin der Sinn des Lebens nicht besteht: Er „besteht nicht darin, dass ein Mensch aufgrund seines großen Vermögens im Überfluss lebt.“
Es bleibt uns Hörerinnen und Hörern überlassen, die Antwort in der Erzählung zu entdecken:

Und wir müssen gut aufpassen, damit uns das gelingt:

Es geht um einen reichen Bauern, auf dessen Feldern so viel reift, dass er eine reiche Ernte erwarten kann. Er wird so viel einbringen, dass seine Scheunen den Ertrag gar nicht fassen können. Lukas lässt uns an den Gedanken des erfolgreichen Landwirtes teilhaben: Dieser kann sich gar nicht freuen und überlegt hin und her und kommt schließlich zu der Lösung, dass er die alten Scheunen abreißen wird, um neue zu bauen, die groß genug sind, um alles einzulagern.
Dann – so sinniert er weiter – hat er für Jahre ausgesorgt und kann sich ausruhen und das Leben genießen.

Eigentlich ist das doch ganz schlau. Und trotzdem nennt Gott diesen Bauern einen Narr, als er ihn anspricht. Er kündigt ihm an, dass er noch in der gleichen Nacht sterben wird. Dann nützt ihm sein ganzer Reichtum nichts mehr. Vor Gott ist er arm.

Wieso ist dieser bislang doch erfolgreiche Unternehmer ein Narr?
Was macht denn vor Gott reich?
Und: finden wir in den Antwort auf diese Fragen auch die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens?

Das erste, was mir auffällt: In dem Gleichnis dreht sich alles nur um den reichen Bauern. Er handelt, denkt und spricht seltsam beziehungslos.
Kein Augenblick der Dankbarkeit scheint auf. Die reiche Ernte ist selbstverständlich, macht höchstens erstmal Sorge, bis das Lagerproblem gedanklich gelöst ist. Dass diese Gaben Geschenk sind, dass das Wachsen und Reifen nicht in seiner Macht liegen, übersieht er. Er macht die Rechnung ohne Gott. Gott spielt in seinem Leben keine Rolle.
Und es gibt auch keine anderen Menschen. Seine Überlegungen kreisen ausschließlich um ihn selbst, seine eigene Seele ist die einzige Gesprächspartnerin. Es gibt kein Gegenüber, kein Du. Weder Familie noch Freunde, weder Mitarbeitende noch Bedürftige oder gar Fremde tauchen in seinen Gedanken auf.

Und noch etwas fällt auf: Das einzige, was für den reichen Bauer zählt, das einzige, in das er sein Vertrauen setzt, das einzige, von dem er sich Zukunft, Ruhe und Lebensfreude verspricht, ist sein Besitz. Nichts und niemand anderes spielt da für ihn eine Rolle. Er ist aufs Haben geeicht. Und aufs Festhalten und Bewahren.

Wieso ist dieser reiche Bauer nun ein Narr?
Wenn ich es richtig verstehe, dann nennt Gott diejenigen närrisch, die

  • nur sich selbst sehen,
  • die vergessen, wem sie ihr Leben, ihre Gaben und Möglichkeiten verdanken,
  • die vergessen, dass es nicht darauf ankommt, möglichst viel zu haben,
  • die vergessen, dass sie nicht allein auf der Welt sind.

 

Und was macht vor Gott reich?
Mir kommt unwillkürlich das dreifache Liebesgebot in den Sinn, das im Lukasevangelium etwa zwei Kapitel weiter vorn zu finden ist (Lk 10, 27):
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst.“
Die Voraussetzung für dieses wichtigste aller Gebote ist, dass Gott uns zuerst liebt. Wer sich von Gott geliebt weiß, wer in herzlicher Verbundenheit mit anderen Menschen lebt, wer anderen mit genauso viel Sorge und Liebe begegnen kann wie sich selbst, der geht mit dem, was er hat, anders um als der reiche Bauer.
Wer in Beziehung lebt mit Gott und den Mitmenschen, der kann Dankbarkeit empfinden.
Der kann von seinem Überfluss anderen abgeben und ohne Angst zu kurz zu kommen seine Gaben zur Verfügung stellen.
Die Angst zu kurz zu kommen: Sie ist wohl die stärkste Motivation dafür, dass wir immer wieder zu Sünderinnen und Sündern werden.
Ein offenes Herz und offene Hände sorgen dafür, dass wir vor Gott reich werden.

Und der Sinn des Lebens?
Einige Verse später schreibt Lukas in seinem Evangelium: Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.
Dem Sinn des Lebens kommen wir zumindest näher, wenn wir unser Herz nicht an Dinge, an Besitz, an Vergängliches binden.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen und Euch geht.
Ich bin manchmal vergesslich und entdecke Spuren der Haltung des reichen Bauern in mir. Und es gibt diese Haltung auch als sozusagen kollektive Egoismen. Die erleben wir momentan in verschiedensten Parolen bestimmter Parteien in vielen Ländern dieser Erde. Auch bei uns.

Ich brauche immer wieder diese Lektion Jesu. Und unsere Welt braucht sie auch.

Christina Hoesch


 

Predigt Diakon  Christian Karmann
am 10. Juni 2018 Ehejubiläum 2018 in St. Ulrich, Unterschleißheim


Herzlichen Glückwunsch

zur Silberhochzeit,

zur Perlenhochzeit nach 30 Ehejahren,

zur Rubinhochzeit nach 40 Jahren,

herzlichen Glückwunsch zur Goldenen Hochzeit,

zur Diamantenhochzeit nach 60 Ehejahren,

zur Eisernen Hochzeit nach 65 Ehejahren!

 

In diesen Tagen, in dem Jahr, in dem Sie Ihr Jubiläum feiern, wünsche ich Ihnen von Herzen, dass die Freude im Vordergrund steht, vielleicht auch ein bisschen Stolz oder Zufriedenheit, dass Sie den Weg bis heute gemeinsam gegangen sind, bei Sonnenschein, bei Sturm mit Blitz und Hagel, wenn es kalt gewesen ist oder warm.

 

Alle Erfahrungen des Lebens, wo Sie Wegstrecken alleine oder mit dem Partner gegangen sind, haben Sie bis zum gegenwärtigen Lebenspunkt geführt, von dem aus Sie auf viele Jahre zurückblicken können: dankbar?, froh?, liebevoll?, nachdenklich?, manchmal trotzdem…? . Und vielleicht denken Sie an damals, wie Sie sich vor dem Altar das Ja-Wort gegeben und sich die Liebe versprochen haben.

 

Und wo sie bewusst und frei einen Dritten in Ihre Beziehung, in Ihre Liebe hereingelassen haben, Gott, von dem Sie sich erwartet haben, dass er die Wege mitgeht, Ihr Leben als Individuen und als Paar durchdringt. Haben Sie ihn in Ihrer Ehe gemerkt? Direkt oder indirekt? Haben Sie ihn mit bewusst mit einbezogen in das Schöne zwischen Ihnen, in das Schwere, das zu bewältigen war?

 

Ganz sicher jedenfalls hat er Ihnen die Aufgaben, die Sie aneinander und füreinander gehabt haben und noch immer haben nicht abgenommen. Er hat Ihnen die Chance und Herausforderung gelassen, einander Sparringspartner, Übungspartner zu sein, für das eigene Leben, für die Beziehung, wo Sie sich weiterentwickelt haben, gereift sind. Oft nicht einfach, aber durchaus notwendig.

Durch Reibung entsteht Wärme, Kraft, Fort-Schreiten. Am Anfang der Ehe, sieht man das eher nicht so. Aber spätestens nach 25 Jahren, meist schon viel früher ist der Lack ab. Man sieht den anderen ungeschönt wie er ist ohne Farbeintönungen einer rosaroten Brille. Vieles ist nach wie vor schön und liebenswert, anderes gewöhnungsbedürftig oder schräg, manches schwierig. Das Bild, das man sich am Anfang von einem Menschen gemacht hat, ist der Wirklichkeit gewichen, ist wahrhaftiger geworden.

Und Sie sind zusammengewachsen, haben gemeinsam gelacht, gelitten, geliebt, gestritten, sich auseinander und wieder zusammen gesetzt, gemeinsames erlebt und erarbeitet, miteinander gefreut, vielleicht Kinder großgezogen, sind reifer und erfahrener geworden, vielleicht gelassener, loslassender.

Und Gott dabei? Er ist der Boden, auf dem wir dabei stehen dürfen. Er ist die Liebe, wie wir im Korintherbrief gehört haben, die langmütig und gütig ist, die sich nicht aufbläht, nicht ungehörig handelt, das Böse nicht nachträgt, die sich an der Wahrheit freut, alles erträgt, allem standhält, alles hofft und glaubt. Seine Zielrichtung dabei sind Sie, als Einzelne und als Paar. Diese, seine Liebe will Ihnen begegnen, mitgehen, mittragen, mitleben, sich mit freuen. Menschen, die in aller Freiheit und immer wieder in und aus dieser Beziehung zu Gott ihr Leben gestalten, werden fähiger sich von den Eigenschaften Gottes, von den Eigenschaften der Liebe formen zu lassen.

Vielleicht gab es Phasen, wo Sie hinschmeißen wollten, aber dann doch weiter gemacht haben. Bestimmt gab es Phasen, wo Sie sich durchkämpfen mussten. Und vielleicht hat das Wissen und die Erfahrung für Sie den Unterschied gemacht: ich bin nicht alleine, da ist einer an meiner Seite und auf meiner Seite. Da ist einer, der mir den eigenen zu geringen Schwung durch eine Situation durchzukommen, verlängert hat, dass ich die Wüste hinter mir lassen konnte.

Gerade diejenigen Paare, die schon auf sehr viele gemeinsame Jahre zurückblicken können, haben dann einen tieferen Blick auf den Partner gewinnen können, um dann sagen zu können: wir haben viel erlebt, viel durchgemacht … und wir lieben uns, wir möchten uns gegenseitig brauchen und stützen.

Und danke, dass wir den Weg noch gemeinsam gehen dürfen. Jedes Ehejahrzehnt hat seine eigenen Lebensthemen. Wie glücklich kann sich der schätzen, der in den Phasen des Lebens einen Menschen an seiner Seite hat, der mich liebt, deshalb tiefer schauen kann und mich erkennen möchte, meinem Geheimnis Mensch näher kommen möchte, mich annimmt und mitgeht. Und der dabei weiß und darauf baut, dass Gott, die Liebe in und zwischen uns mit dabei ist, um unser Leben, als Einzelne und als Paar zu dem Ziel zu führen, das nur er kennt.  

 

Nach der Predigt:

Segen für alle Paare Vor vielen Jahren haben Sie sich für ihr ganzes Leben Liebe und Treue versprochen.

Reichen Sie sich und alle anderen Paare, die möchten, in Dankbarkeit vor Gott die Hand, wie Sie es getan haben, als Sie sich das Sakrament der Ehe spendeten.

Wir wollen um den Segen Gottes bitten, damit Sie in ihm geborgen bleiben bis ans Ende ihres Lebens.

Herr und Gott, wir preisen seinen Namen, denn du hast diese Ehepaare in guten und bösen Tagen mit deinem Schutz begleitet. Schenke ihnen die Fülle deines Heils. Segne + diese Jubelpaare, die dir heute Dank sagen.

Wir bitten um die Gnade, dass diese Ehepartner dich in frohen Tagen loben, in der Trauer bei dir Trost finden und in der Not deine Hilfe erfahren. Gewähre ihnen ein hohes Alter in Gesundheit, schenke ihnen Weisheit des Herzens und Stärke des Glaubens.

Gib ihnen einst mit ihren Kindern und Enkelkindern die Vollendung in deiner Herrlichkeit. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Amen.  

 

 

Fürbitten:


P: Lasset uns beten zu Gott, dem wir unser Leben verdanken

1. Für alle Ehepaare, die in diesem Jahr ein Ehejubiläum feiern und auf viele gemeinsame Jahre zurückschauen dürfen, in denen sie ihre Liebe in Freud und Leid miteinander teilen durften: Dass sie noch lange so ihren Weg miteinander gehen und dass der eine für den anderen ein Segen sei, alle Tage ihres Lebens.

Guter Gott. Wir bitten Dich, erhöre uns.

2. Für die Kinder, Enkelkinder und alle Angehörigen dieser Paare: Dass einer dem anderen zur Seite steht, wo immer es nötig ist; dass sie gesund bleiben und sich eine echte Lebensfreude bewahren.


Guter Gott. Wir bitten Dich, erhöre uns.



3. Für alle, die ihr einst vorgenommenes Ziel nicht erreicht haben, deren Ideale in Scherben liegen oder deren Ehe gescheitert ist: Dass sie nicht einsam werden und sich von allem zurückziehen; dass sie zu einem Neuanfang — wie auch immer — finden können.


Guter Gott. Wir bitten Dich, erhöre uns.



4. Für alle jungen Leute, die sich auf ihre Ehe vorbereiten: Dass sie jetzt schon ein¬ander reicher machen und einander helfen, dass das Leben besser gelingen und sich entfalten kann.


Guter Gott. Wir bitten Dich, erhöre uns.



5. Für all jene, an die wir an einem Tag wie heute auch besonders denken, die von Gott heimgerufen wurden unsere Eltern, Geschwister, frühere Partner und vielleicht auch leider verstorbene Kinder. Dass Du, Gott, ihnen alle Liebe und alles Leben schenkst und sie in deinem Frieden sein dürfen.


Guter Gott. Wir bitten Dich, erhöre uns.



P: Herr, unser Gott, Du lässt unsere Hand nicht los und das gibt Halt. Dafür danken wir Dir heute, unser ganzes Leben und in Ewigkeit. Amen

 


 

 

Predigt Pastoralreferentin Christina Hoesch
am 17. Dez. 2017, dem  Dritten Adventsonntag 
in St. Ulrich, Unterschleißheim

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe neue und natürlich auch alte und bereits erfahrene Ministrantinnen und Ministranten!

Wir haben heute gesungen: „Groß sein lässt meine Seele den Herrn!“ Ich liebe dieses Lied und auch den Text, den es so gekonnt vertont: den Lobpreis der Maria, den sie anstimmt, als sie ihre Verwandte Elisabet besucht:

„Meine Seele preist die Größe des Herrn  und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten. Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt an sein Erbarmen, das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig.“


Drei Dinge faszinieren mich an diesem Text

Zuallererst der Inhalt. Immer wieder berührt es mich, dass Maria hier sozusagen ein Revolutionslied singt. Sie, die am eigenen Leib erlebt hat, dass Gott sich den Kleinen und Unbedeutenden zuwendet, singt von Gottes Zukunft und seiner Gerechtigkeit. Und die stellt unsere Erfahrungen und Maßstäbe gehörig auf den Kopf. Es gibt Augenblicke, in denen mich dieses Lied tröstet. Aber oft fragt es mich auch an. Ich weiß nicht, wie es Ihnen Euch und Ihnen geht: ich kenne Anflüge von Hochmut im Herzen. Und die Art, wie ich lebe, wie wir leben, all die Möglichkeiten, die wir hier in Deutschland haben, lässt viele von uns wohl eher zu den Mächtigen, Satten und Reichen zählen, auch wenn wir das vielleicht gar nicht so empfinden …

Das zweite: Mich fasziniert der Moment, in dem Maria Gott zu preisen beginnt. Sie besucht ihre Verwandte Elisabet. Beide Frauen haben – vermittelt durch den Engelboten Gabriel - eine intensive Gotteserfahrung gemacht. Elisabet, die bis dato Unfruchtbare, erwartet endlich ein Kind. Doch zunächst zieht sie sich zurück. Und Maria spürt Gott in sich lebendig werden. Sie macht sich sofort auf den Weg zu Elisabet. Als sie einander begegnen, wissen sie umeinander: Es ist fast so, als ob Elisabet Maria noch einmal ihre Glaubenserfahrung zuspricht. Und erst dann beginnt Maria Gott zu loben. Für mich wird in dieser Begegnung spürbar, wie sehr der Glaube auf Gemeinschaft angewiesen ist. Wie sehr wir einander brauchen, um uns gegenseitig zu bestärken und um miteinander unseren Glauben zu feiern.

Und das dritte: Maria singt ein neues Glaubenslied. Aber sie tut es mit vertrauten Worten aus ihrer Tradition. Das Magnifikat erinnert an das Lied der Hanna im Buch Samuel. Worte und Sätze aus den Psalmen und den Propheten klingen an. Es sind die vertrauten Worte ihres jüdischen Glaubens und ihrer spirituellen Tradition, die es ihr möglich machen, auszudrücken, was sie erfahren hat. Und das ist es, was wir auch heute tun: wir bergen uns in den alten vertrauten Worten unserer christlichen und katholischen Tradition und feiern unseren Glauben in der überlieferten Weise. Aber wir tun das hoffentlich nicht nur aus Gewohnheit, sondern weil irgendwann auch unsere eigene Liebesgeschichte mit Gott begonnen hat oder beginnt.

Dann können wir wie Maria ein neues Lied davon singen: „Groß sein lässt meine Seele den Herrn!

 


 

 

Predigt Pfarrer i. R.  Anton Schönauer
am 15. Aug. 2017  Mariä Aufnahme in den Himmel 
in St. Ulrich, Unterschleißheim


Kennen Sie die Geschichte vom Brunnenfrosch und vom Seefrosch? Mit ihr möchte ich meine Gedanken zum heutigen Festtag beginnen.

Ein Brunnenfrosch erhielt Besuch von einem Seefrosch. Die beiden begannen sich zu unterhalten. Der Brunnenfrosch fragte, indem er ein Stück nach vorne hüpfte: „Ist dein See so groß?“ – Der Seefrosch antwortete: „Viel, viel größer!“ Da machte der Brunnenfrosch einen noch größeren Sprung und fragte: „Ist dein See so groß?“ Aber der Brunnenfrosch lachte nur und sagte: „Mein See ist riesengroß, viel, viel größer.“ Da sprang der Brunnenfrosch mit einem Riesensatz von einem Rand des Brunnens zum anderen und fragte: „Ist dein See so groß?“
Aber der Seefrosch lachte noch lauter und antwortete: „Du kleiner Brunnenfrosch kannst dir gar nicht vorstellen, wie groß mein See ist. Mein See ist unendlich groß. Das wird wohl nie in dein Hirn hineingehen.“
Da wurde der Brunnenfrosch wütend und schrie den Seefrosch an:
„Nun bin ich vom einen Rand des Brunnens zum anderen gehüpft. Nichts kann größer sein als mein Brunnen. Mach, dass du fortkommst, du Lügner. Ich will dich nicht mehr sehen.“                        (Quelle unbekannt)

Liebe Zuhörer, diese Geschichte ist mir eingefallen beim Nachdenken über das schöne Fest, das wir heute feiern. Es spricht zu uns von einer alles andere in den Schatten stellenden Zukunft, die Gott den Seinen bereitet hat, eine Zukunft, die freilich all unser Denken und Vorstellungsvermögen weit hinter sich lässt und die deshalb viele Menschen für eine blanke Illusion, einen Wunschtraum, eine schöne Seifenblase halten, und zwar eben nur deshalb, weil sie nicht in unser Hirn hineingeht. Viele Menschen halten diese Welt und dieses Leben für alles, was es gibt, obwohl sie im Grunde doch nur ein kleiner Brunnen, ein Teich ist, angesichts der unbegrenzten Möglichkeiten in Gottes Welt. Zwar sprechen wir in unserem Credo am Schluss diesen unendlichen Horizont unserer Hoffnung an, wenn wir sagen: Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.  Aber ob dieser Glaube auch unser Leben und Denken und Hoffen erfüllt und prägt oder nur liturgische Sprache (Floskel) ist, ist eine andere Frage.
„Kein Auge hat es gesehen und kein Ohr hat es gehört, in keines Menschen Herz ist es jemals gedrungen, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben.“ (1 Kor 2,9)

Der heutige Festtag sagt uns:
In diese alle menschlichen Sinne und Erfahrungsmöglichkeiten übersteigende Wirklichkeit ist Maria, die Mutter Jesu, aufgenommen. Sie, die sich mit Leib und Seele und ihrem ganzen Leben Gott verschrieben und zur Verfügung gestellt hat, ist auch ganz von Gott angenommen und aufgenommen worden, mit Leib und Seele, wie wir sagen. Seine leibhaftige Liebe ist stärker als alles und  überwindet sogar den garstigen Graben des Todes.

Im Grunde kann der heutige Festtag nur in ganz engem Zusammenhang mit Ostern verstanden werden. An Ostern – so bekennen und glauben wir Christen – hat sich in der Welt etwas Grundlegendes geändert. Mit der Auferweckung Jesu von den Toten hat – auch wenn das unseren sterblichen Augen verborgen ist – die endgültige Entmachtung des Todes begonnen. Gottes Liebe zum gekreuzigten und gestorbenen Jesus von Nazaret hat sich als unüberwindlich gezeigt und den Tod zwar nicht abgeschafft, aber in seine Schranken gewiesen. Der Tod ist nicht die Mauer, an der das Leben zerbricht, sondern die letzte Verwandlung nach all den vielen Verwandlungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens mitmacht. Paulus nennt Jesus den Ersten der Entschlafenen. Er ist aber nur der Anfang. Denn dann folgt der grandiose Hoffnung schenkende Satz: „Ihm werden alle folgen, die zu ihm gehören.“ (1 Kor 15,20.23)

Schauen Sie: in diesem Satz liegt eigentlich der ganze Grund für unser heutiges Fest:
Ihm folgen alle, die zu ihm gehören. Maria gehörte wie kein anderer Mensch zu Christus. Nicht nur wegen ihrer naturhaften Verbundenheit als Mutter. Ihre besondere Nähe zu Christus ist nicht in erster Linie eine Sache des Blutes, der Bluts-verwandtschaft, sondern Maria gehörte als erste zu jener neuen Verwandtschaft Jesu, die nicht auf Fleisch und Blut basiert, sondern aus dem Hören und Offensein für das Wort Gottes kommt. Ihr Sohn wird einem im Leben das wichtige Wort sagen: „Meine Mutter und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und befolgen.“(Lk 8,21) – Noch bevor Jesus dieses Wort sagte, war Maria eine von diesen Menschen, offen und bereit für Gottes Wort und Handeln. Sie hat sich davon bestimmen, prägen, formen und führen lassen, sie hat Gott nichts vorenthalten von ihrem Leben und auch unter dem Kreuz ihr Ja nicht zurückgenommen. So ist sie Jüngerin Jesu geworden, noch bevor er selbst daranging, sich Jünger zu sammeln.
Sie hat – wie Augustinus sagt – Christus nicht nur im Fleisch empfangen, sondern vor allem im Glauben. Sie hat sein Schicksal geteilt und auf sich genommen durch alle Stationen von Leid und Angst und Dunkelheit. Und so blieb auch ihr Leben und Lieben nicht ohne Antwort von Gott her. Sie ist die erste von allen Erlösten, denn Jesu Solidarität mit denen, die ihm nachfolgen im Glauben und in der Liebe, hört mit dem Tod nicht auf, sondern überwindet den Tod.

So wird uns heute in Maria, aufgenommen in den Himmel, unsere ureigene Zukunft vor Augen gestellt. Mariä Aufnahme in den Himmel ist kein  Sondergag, keine Extraveranstaltung Gottes für sie allein, sondern in ihrem Heimgang in die Herrlichkeit Gottes ist auch für uns die Linie des Lebens bis ins Ziel ausgezogen.
Und das Ziel ist Gott selber. Gott liebt uns, und wen Gott liebt, den lässt er nicht vergehen, der braucht nicht zu verschwinden, der wird nicht abserviert. Gott will uns ganz und gar, mit Leib und Seele, mit unserem ganzen Leben. Nicht irgendein Rest von uns wird übrigbleiben und gerettet, nicht ein blasser Dunst, ein Schatten, irgendein amputiertes Seelchen oder sonst etwas, sondern unser ganzer Mensch mit allen Erfolgen und Misserfolgen, mit Tränen und Lachen, mit Leid und Freude, mit Gegenwart und Vergangenheit, mit allem, was wir sind und was wir waren, wir haben Heimat und Zukunft in Gott und seiner Herrlichkeit.
Ich weiß. für manchen schaut das aus wie eine riesige Utopie, ein selbstgestrickter Traum, eine grandiose Einbildung. „So groß kann Gott doch gar nicht sein, dass er für uns alle Platz hat!“ höre ich immer wieder. Dann möchte ich fragen:
„Wie groß darf dann Gott, bitteschön, sein?“ Wie viel gestehen wir ihm zu.
Ich darf verweisen auf die Geschichte vom Brunnenfrosch und vom Seefrosch.

Wir werden Gott nur gerecht, wenn wir ihm alles zutrauen. Maria hat Gott in ihrem Leben getraut, vertraut, auch alles zugetraut: „Selig bist du, weil du geglaubt hast!“ (Lk 1,45)  Selig sind auch wir, wenn wir glauben wie sie, auch wenn unser Glaube immer nur Bruchstück sein wird. Gott steht auch zu unseren Bruchstücken. Der auferstandene Christus haftet und bürgt für uns. Deshalb sind wir in der Kirche nicht Gesellschaft mit beschränkter Haftung, sondern mit unbegrenzter Hoffnung.

Diese unbegrenzte Hoffnung feiern wir heute mit Maria und mit allen, an denen Gott groß gehandelt hat.

 


 

 

 

Predigt Pfarrer i.R. Hans Krämmer

am 10. Juli 2016 in Unterschleißheim

(bei der Messfeier zu seinem goldenem Priesterjubiläum; hier Bilder)

 

Die Frage wird mir oft gestellt: Wie hat es eigentlich mit der Pfarrei St. Ulrich angefangen?

 

Im März 1972 wird vom Ordinariat ein Pfarrer gesucht, der ein Kirchen- und Sozialzentrum aufbaut, sowie mit einer neuen Kirchengemeinde beginnt. Ich interessiere mich für diese Aufgaben. Geplant war, dass hier in Unterschleißheim für ca. 20.000 Menschen Wohnungen gebaut werden sollen. Drei Kollegen lehnen die Übernahme ab; ich sage mir „Du redest immer vom Gottvertrauen; hab dieses Vertrauen und steig ein!"

 

Am 3. Oktober 1972 fing ich an: Zuerst Wohnungssuche; fündig werde ich in der Ringhofferstr. 56 – die Hecks kennen das Haus gut. Als erste Aktion wird der Keller als Jugendraum ausgebaut. Dann gibt es Gespräche im Ordinariat! Meine Bitte war, wir brauchen einen größeren Raum für die Gottesdienste als die Alte Kirche und dazu Gemeinderäume. Von Weihbischof Tewes wird eine Holzkirche genehmigt, die auf dem Grundstück gebaut wird, das gekauft wurde. Das Grundstück erfüllte zwar zunächst nicht die städteplanerischen Vorstellungen der politischen Gemeinde, erweist sich aber in der Folge als geglückter, ergänzender Schwerpunkt zum neuen Ortszentrum.

 

Im Sommer 1973 wird mit dem Aufstellen begonnen. Es ist Platz für 300 Leute, es gibt eine Kirche und zwei Gruppenräume. Der erste Gottesdienst ist an Weihnachten geplant. (Saukalt war es - ein Bauofen gab Wärme, spuckte aber auch Ruß aus – alle neuen Stühle sind verschmutzt - meine Mutter und ich waren bis 21:30 Uhr mit dem Saubermachen beschäftigt.)

 

Von Anfang an wird die sogenannte Holzkirche gut angenommen; sie war multifunktional, d.h. auch für profane Veranstaltungen geeignet. Das brachte mir auch eine Anzeige beim Bischof ein, die aber im Sande verlief. Der Gottesdienst-Raum schenkte Dichte und Konzentration auf den Gottesdienst - aber es konnte auch gelacht werden. So gratulierte mir am Himmelfahrtstag ein kleiner Bub mit einem schnell gepflückten Blumensträußchen im Gottesdienst zum Vatertag - schallendes Gelächter. Oder bei der Frage eines Kindes in der Osternacht nach der Speisenweihe "kann man denn die Eier jetzt noch essen?" Mein Anliegen war es, kirchliche Räume auch als Begegnungsmöglichkeiten für die neu Zugezogenen anzubieten; dadurch konnten auch gute Kontakte zu den Einheimischen geknüpft werden. Das Raumangebot wurde noch durch eine zweite Baracke erweitert, für die Jugendarbeit und die Seniorentreffs. Andere hatten Barock, wir hatten Barack!

Schon bald zeigte sich eine große Bereitschaft von Frauen und Männern mitzuarbeiten. In der Bauphase, nachdem die Baracken abgerissen waren, wurden uns  im damaligen Sehbehindertenzentrum schöne Räume für Gottesdienste und Gruppentreffen angeboten. Nun gab es viele Gespräche mit unterschiedlichen Meinungen im Baureferat der Diözese. Gott sei Dank war ich nicht allein, sondern der Bauausschuss unter der Leitung von Heinz Marquardt mit Helmut Schick unterstützte mich kräftig. Zu jeder Besprechung im Ordinariat erschien ich nicht allein, sondern mit dem kompletten Bauausschuss - das machte Eindruck und hat uns sehr geholfen.


Amen.